Klubabend mit Sabine Seidler und Heinz Faßmann

Aus Anlass des Starts des Sommersemesters konnte der Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalist*nnen Sabine Seidler, Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz und Heinz Faßmann, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, am Montag, 2. März 2020, für einen Klubabend gewinnen.

Die zahlreich anwesenden Klubmitglieder erfuhren, wie das Regierungsprogramm im Bereich Bildung, Wissenschaft, Hochschulen und Forschung umgesetzt werden soll. Demnach sollen die Unis im Zuge einer Novelle des Universitätsgesetzes ein neues Studienrecht bekommen. Im Rahmen der neuen Forschungsstrategie verspricht man sich ein klares Bekenntnis zu einem „Forschungsland Österreich“.

 Medienberichte: 

https://science.orf.at/stories/3200118/
https://www.derstandard.at/story/2000115282430/fassmann-will-neues-studienrecht-mit-mehr-verbindlichkeiten
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/2052957-Universitaeten-erhalten-ein-neues-Studienrecht.html
https://www.studium.at/forschungsfinanzierung-weg-zum-forschungsland-noch-ohne-zahlen

Meldungen in der Austria Presse Agentur:

 SCI0011 1 II 0469                                          03.Mär 20

Forschung/Universität/Österreich/Wien

Forschungs-Finanzierung: Weg zum „Forschungsland“ noch ohne Zahlen

Wien (APA) – Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) verspricht sich von einem neuen Forschungsfinanzierungsgesetz ein klares Bekenntnis zu einem „Forschungsland Österreich“. Zahlen stehen aber nach wie vor keine fest, so der Minister im Klub der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen. Auch die Dotierung der geplanten Exzellenzinitiative ist noch unklar.

Bereits die ÖVP-FPÖ-Regierung plante ein Forschungsfinanzierungsgesetz, um den Förderagenturen und Forschungseinrichtungen Planungssicherheit zu geben. Allerdings konnten sich die beiden Parteien nicht über die nötigen Summen einigen, dann zerbrach die Regierung. Später schickte die Beamtenregierung ein sogenanntes „Forschungsrahmengesetz“ in Begutachtung – erneut ohne Budgetzahlen.

Nun will man wieder zu einem echten Forschungsfinanzierungsgesetz. Dieses solle eine Finanzierungsaussage enthalten, so Faßmann. „Wie präzise oder unpräzise diese auch ist. Es soll darin ein politisches Bekenntnis zu finden sein: Österreich ist ein Forschungsland.“ Gelegenheit für Bekenntnisse soll auch ein von der ÖVP-FPÖ-Regierung verschobener Forschungsgipfel bringen, der nach dem Wunsch Faßmanns in der zweiten Jahreshälfte stattfinden soll.

Noch keine Zahlen zur Stärkung der Grundlagenforschung

Ebenfalls weiterkommen will man bei der geplanten Exzellenzinitiative zur Stärkung der Grundlagenforschung. Allerdings stehen auch hier noch keine Zahlen fest. Die Forderung des Wissenschaftsrats nach einer Dotierung mit 100 Mio. Euro jährlich wollte Faßmann nicht kommentieren.

Im Regierungsprogramm genannt wurden dagegen bereits mit Exzellenzclustern, „Emerging Fields“ (Förderung neuer, auch risikobehafteter Forschungsgebiete) sowie „Austrian Chairs of Excellence“ (besonders gut ausgestattete Professuren zur Anwerbung von Top-Forschern) drei mögliche Förderschienen. Für Faßmann ebenfalls klar ist, dass im Rahmen der Exzellenzinitiative geförderte Institutionen auch Eigenleistungen erbringen müssen. „Natürlich wollen alle das gerne als Add-On. Es muss aber auch eine Verpflichtung etwa der Uni geben. Die Art und Weise haben wir aber noch nicht besprochen.“

Seidler äußert Bedenken

Bedenken äußerte die Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko), Sabine Seidler. Die in Diskussion befindlichen 40 Prozent Eigenleistung seien für manche Wissenschaftsbereiche nur schwer zu erreichen. „Das geht im naturwissenschaftlich-technischen Bereich sicher leichter als im geistes- und sozialwissenschaftlichen.“

„Ich bin auch sehr unzufrieden, dass die Summe in drei Schienen gesteckt werden soll“, so Seidler. Sie befürchtet eine „Marginalisierung bei der Verteilung, so dass für vieles nichts wirklich übrig bleibt“.

Sie pochte dafür auf eine Stärkung der Basisfinanzierung des Wissenschaftsfonds FWF. Im Zuge der neuen Uni-Finanzierung würden gerade 360 neue Professuren entstehen. „Spätestens nächstes Jahr sind die am Forschungsmarkt und werden Anträge stellen.“ Seidler befürchtet, dass talentierte Forscher nicht mehr nach Österreich kommen, weil sie im kompetitiven Wettbewerb um die FWF-Mittel leer auszugehen drohen.

Auch hier wollte sich Faßmann nicht festlegen. Natürlich könne es beim FWF-Budget „immer mehr sein“. Gleichzeitig verfüge der Fonds aber heute über das höchste Budget seiner Geschichte. Forscher könnten sich außerdem auch über andere Förderagenturen bzw. die EU Mittel holen.

SCI0005 5 II 0589                                          03.Mär 20

Universität/Studenten/Österreich/Wien

Universitäten bekommen neues Studienrecht

Wien (APA) – Die Unis sollen im Zuge einer Novelle des Universitätsgesetzes (UG) ein neues Studienrecht bekommen. Einerseits soll von den Studenten mehr Verbindlichkeit eingefordert werden, skizzierte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) erste Grundzüge. Auf der anderen Seite wolle man aber auch die Studierbarkeit der Curricula gewährleisten – etwa mit einer Art Prüfungsmonitoring.

Dabei solle etwa beobachtet werden, ob Prüfungen auch ordentlich ablaufen. „Gibt es Prüfungen, die über Gebühr negative Ergebnisse bringen? Laufen sie fair ab, gibt der Prüfende auch Feedback, was gut gelungen ist und was nicht?“, so Faßmann im Klub der Bildungs-und WissenschaftsjournalistInnen. Demnächst soll eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Universitätenkonferenz (uniko) sowie der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) zum Studienrecht ihre Arbeit aufnehmen. Details nannte er noch nicht – zuletzt im Gespräch waren etwa eine Reduktion der Zahl der Prüfungsantritte oder eine Beschränkung der Zahl der gleichzeitig inskribierbaren Studien.

uniko-Präsidentin äußert Skepsis

Skeptisch zeigte sich uniko-Präsidentin Sabine Seidler bezüglich des Monitorings: „Wer soll da was monitoren?“ Die Qualität von Prüfungen sei durchaus ein Thema – auch an den Unis selbst. „Unser Problem sind die wenigen Lehrveranstaltungen, wo es nicht funktioniert. Ich kann aber nicht den Ansatz wählen, den Einzelfall zu lösen, indem ich die anderen quäle.“

Sorgen machte sich Seidler über die Zahl der prüfungsaktiv betriebenen Studien. In ihren Leistungsvereinbarungen mit dem Bund haben die Universitäten festgeschrieben, dass sie diese heuer um einen bestimmten Prozentsatz steigern müssen – ansonsten droht eine Budgetreduktion. Gleichzeitig kämpfen die Unis aber mit aus demografischen Gründen mit sinkenden Studentenzahlen.

Als prüfungsaktiv betrieben gilt dabei ein Studium, wenn im Studienjahr Prüfungen im Ausmaß von 16 ECTS abgelegt wurden. Zum Vergleich: Die Studienpläne sind so konzipiert, dass mit 60 absolvierten ECTS pro Studienjahr das jeweilige Studium in Mindeststudienzeit abgeschlossen wird.

„Ich bin nicht sicher, ob wir diese Herausforderung lösen können“, so Seidler. Bei den Studienanfängern habe man es zwar durchaus geschafft, die Prüfungsaktivität zu steigern. „Es ist uns aber nicht gelungen, signifikante Erfolge bei denen zu erzielen, die mittendrin sind, mit dem Studium aber nicht so richtig vorankommen.“

Faßmann will von Vorgabe nicht abweichen

Ein Absehen von der Vorgabe der Steigerung der Prüfungsaktivität kommt für Faßmann nicht in Frage. „Grundsätzlich ist eine Vereinbarung einzuhalten.“ Allerdings würden für Gelder, die für die Unis reserviert sind, diesen erhalten bleiben. Denkbar sei etwa eine Umverteilung.

Änderungen kann sich Faßmann bei der Studieneingangs- und Orientierungsphase (STEOP) vorstellen. Diese könnte etwa fächerübergreifend gestaltet werden – etwa gemeinsam für Geographie, Meteorologie, Geophysik und ähnliche Fächer.

Neu gefasst werden sollen nach Ansicht Seidlers und Faßmanns auch die Bestimmungen zum Studienzugang. „Es ist eine Riesenherausforderung, sich damit beschränkten und nicht beschränkten Studien zurechtzufinden. Da gehört eine Systematisierung hinein“, so Seidler. „Ein geregelter Zugang heißt ja nicht ein beschränkter Zugang. Man muss wissen, was muss ich erfüllen, um eine Zulassung zum Studium zu bekommen.“

Faßmann will die historisch gewachsenen unterschiedlichen gesetzlichen Bestimmungen zum Uni-Zugang vereinheitlichen – so sind etwa die Regelungen zu den Zugangsbeschränkungen auf mehrere Paragraphen verteilt. Nach wie vor seien aber 85 Prozent der Studiengänge ohne Zugangsbeschränkungen – dort sehe er derzeit auch keine Notwendigkeit dafür. „In der Geophysik wird jeder neue Student begrüßt.“

Mit der UG-Novelle reformiert werden soll auch die Kettenvertragsregelung an den Unis, also die mehrmalige Aneinanderreihung von befristeten Arbeitsverträgen. „Projektassistent ist kein Beruf. Irgendwann müssen die Unis entscheiden, ob sie Leute anstellen oder nicht“, so Seidler.

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